Unsere Schülerinnen und Schüler lernen, sich mit Mut und Verstand bedeutsame Ziele zu setzen und dass sie diese oft nur gemeinsam mit anderen (und deren speziellen Fähigkeiten) erreichen können!
Diese Aussage fasst im Prinzip zusammen, worauf die GE Uellendahl-Katernberg ihre Schülerinnen und Schüler vorbereiten will, auf das gestaltende Leben in einer demokratischen, inklusiven Gesellschaft.
Die Projekte und Werkstätten* sind – neben den Lernbüros – ein wichtiger Pfeiler in der Struktur der Gesamtschule Uellendahl-Katernberg. In den Projekten und Werkstätten* können die Schüler_innen ihre kommunikativen, sozialen und kreativen Kompetenzen ausbauen, um neben der überwiegend stillen und individuellen Arbeit in den Lernbüros ihre anderen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln. In den Lernbüros erworbene Basiskompetenzen erfahren hier durch die Anwendung eine mögliche Vertiefung.
Den Projekten und Werkstätten* gemein ist eine starke Orientierung an Produkten. Es werden Gegenstände geschaffen, Ereignisse organisiert oder Vorhaben durchgeführt und Ideen präsentiert. Bei allen Themen geht es nie alleine um einen Sachverhalt oder einen Wissensbaustein, sondern immer um seine Anbindung an einen Kontext aus der Lebenswelt. Kontexte können dabei Fragestellungen oder Themengebiete sein, an denen die Lernenden Interesse haben. Es ist wichtig, dass Lernende für das, was sie tun, einen eigenen Sinn entwickeln dürfen, weil nur so nachhaltiges und echtes Lernen möglich wird.
Hier können die Projekte und Werkstätten* ein Spannungsfeld entwickeln, welches sich zwischen dem individuellen Sinn der Lernenden und den Vorgaben durch die Lehrpläne – die der Schule als Ordnungsrahmen dienen – ergeben können. In der Verantwortung der Lehrenden liegt es, durch zeitliche Flexibilität und inhaltliche Interpretationsräume eine vernünftige Umsetzung zu entwickeln.
In ihrem Bezug zum Lehrplan liegt für die Projekte und Werkstätten* auch ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den Arbeitgruppen (AG) im Ganztagsbereich unserer Schule. Diese sind thematisch gänzlich frei gestaltbar.
Anders als in den Lernbüros ist die dominante Sozialform der Projekte und Werkstätten* die Arbeit im Klassenverband oder in gewählten Kleingruppen. Durch die Arbeit in den Gruppen erleben alle Beteiligten die verschiedenen gruppendynamischen Prozesse und üben sich im Umgang mit unterschiedlichen Meinungen. In sozialen Prozessen, in denen die Interessen, Vorstellungen und Wünsche verschiedener Menschen zusammentreffen, kann nicht nur sehr viel mehr entstehen, als ein Einzelner in der Lage wäre zu machen. Es werden sich auch Spannungen und Konflikte entwickeln. Diese sollen jedoch als Lernanlass verstanden werden, um gemeinsame Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten tragfähig sind. Wir sind davon überzeugt, dass nur über das Erleben Demokratie als besonderer Wert unseres Zusammenlebens vermittelt werden kann.
Alle Menschen haben Stärken, mit denen sie anderen helfen können. An der Gesamtschule Uellendahl-Katernberg wollen wir unsere Unterschiedlichkeiten schätzen lernen. Indem sich alle in ihren ganz persönlichen Stärken einbringen, erleben alle Beteiligten Wertschätzung und haben Anteil daran, wenn etwas zum Erfolg geführt wird. Die Projekte und Werkstätten wollen den Schüler_innen Möglichkeiten bieten, diese Erfahrungen zu machen.
Neben den Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die Werkstätten und Projekte in ihrer inneren Struktur. Dieser Unterschied wird im Folgenden näher erläutert:
Das Projekt
Im Mittelpunkt des Projektunterrichts steht das fächerübergreifende, kontextorientierte Lernen. Wir orientieren uns mit unserem „Lern“-Begriff am gemäßigten Konstruktivismus, nach dem Lernen ein aktiver, selbstgesteuerter, konstruktiver, emotionaler, situativer und sozialer Prozess ist. Projektunterricht ermöglicht den Lernenden in einem sinnstiftenden Umfeld sowohl intentionales als auch implizites Lernen. Die Grundlage der Lernmotivation besteht in einem möglichst von den Schülerinnen und Schülern selbst gefundenen und formulierten Problem, dass gelöst werden soll.
Der Bedarf der Lernenden an Fachwissen und Fachmethodik wird während des Projektverlaufs festgestellt und erfüllt. Eine vorhergehende Instruktion, für die das Projekt dann die Übung und Vertiefung darstellt, entspricht nicht unserer Auffassung von Projektunterricht. Für Lehrende bedeutet dies ein hohes Maß an Flexibilität und die Bereitschaft, offenen Fragen gemeinsam mit den Schüler_innen zu begegnen. Die Kompetenz der Lehrenden liegt in erster Linie darin, die Vorgänge der Projektarbeit zu strukturieren und Hilfestellungen zu geben, nicht darin, den fachlichen Wissensvorsprung belehrend zu vermitteln. Zahlreiche Projektthemen werden eine derartige Komplexität und inhaltliche Tiefe erreichen, dass von den Lehrenden auch gar nicht erwartet werden kann, fachliche Experten zu sein.
Die Schülerinnen und Schüler erwerben Fähigkeiten, eigenverantwortlich zu handeln, in erster Linie aber die Fähigkeiten, das gelingende Arbeiten im Team zu organisieren. Hierzu sind Fähigkeiten der Interaktion und Kommunikation zu zählen, die in unseren Zeiten naturgemäß auch den Austausch über soziale Plattformen und die mediengestützte Kooperation beinhalten müssen.
Idealerweise ergibt sich der Projektunterricht aus aktuellen, für die Lernenden bedeutsamen und herausfordernden Erfahrungen. Gemeinsam werden aktuelle Probleme bzw. Themen erkannt und gemeinsame Ziele definiert. In einem offenen Prozess kann jede(r) Lernende die persönlichen Interessen formulieren und in den gemeinsamen Kontext einordnen. Ist das Ziel benannt, können die Schülerinnen und Schüler in einem Planungsprozess darlegen, wo ihre persönlichen Stärken liegen und wie sie diese sinnvoll in den Prozess einbringen wollen. Die Herausforderung für Lehrende besteht darin, im Rahmen der Richtlinien die Freiheiten zu finden, die einen Projektunterricht im eigentlichen Sinne möglich machen.
Projektunterricht ist längerfristig angelegt. Er erlaubt das Lernen an Irrtümern und falschen Thesen. Er erlaubt auch die Frustration und das Erfahren von Scheitern, auch das Streiten über die Sache. Eine Dokumentation hilft den Lernenden dabei, das von ihnen selbst formulierte Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und Irrwege nicht ein zweites Mal zu begehen. Dies gilt sowohl für die auf den sachlichen Prozess bezogene Dokumentation, als auch für die Niederschrift und Reflexion der sozialen Prozesse. Durch häufigen Rollenwechsel erfahren die Lernenden mehr über ihre persönlichen Stärken, ob sie mehr „die Planerin/ der Planer“ sind oder eher die „Macherin/der Macher“. Vielleicht haben sie Ihre Stärke auch in der Beurteilung des Produktes und der kritischen Hinterfragung.
Dem Produkt oder der Präsentation kommt im Projektunterricht eine wichtige Bedeutung zu. Das Projekt läuft nicht ins Leere, ist kein Arbeiten um des Arbeitens willen. Es endet immer in einer Präsentation des Erreichten. Dem Projektunterricht kommt so die Bedeutung zu, die eingangs formuliert wurde: Ein für die Schülerinnen und Schüler bedeutsames Problem hat eine bedeutsame Lösung erfahren, die sie selbst geleistet haben. Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung liegen hier auf der Hand.
Die Dokumentation des Prozesses und die Präsentation sind die Basis, auf der die Lernenden eine Rückmeldung erhalten. Beide werden von der Öffentlichkeit begutachtet und gewürdigt und von den begleitenden Lehrenden zur Leistungsdokumentation herangezogen.
Phasierung der Projektarbeit
Es ist von Bedeutung, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern immer wieder die Metaebene der Projektarbeit zu thematisieren, d.h. die stärkenorientierte Zuteilung von Ressourcen, das „normale“ Streiten im Projektablauf und letztlich auch die Rückmeldung durch die Lehrenden in den Focus zu rücken. Wenn die Lernenden verstehen, welchen Mechanismen eine Gruppenarbeit unterliegt und dass auch eine gute Streitkultur hier eine wichtige Erfahrung ist, werden sie bereit sein, sich auch diesen prozesslichen Herausforderungen zu stellen.
- Problemfindung/Themenfindung
- Morgenkreis, Brainstorming…
- Projektplanung
- Projektstrukturplan (PSP), Projektablaufplan (PAP), Ressourcenzuteilung unter Beachtung persönlicher Stärken
- Durchführung
- Teamfindungsprozesse (forming, storming, norming, performing)
- Präsentation
- zahlreiche Möglichkeiten für ein gelungene Präsentation sind hier denkbar.
- Reflexion/Evaluation
- basierend auf der projektbegleitenden Dokumentation und Präsentation
Die Werkstatt
Bei der Bezeichnung Werkstatt denken wir im weiteren Sinne wirklich an Unterricht wie in einer „Werkstatt“. Die Schwerpunkte liegen im darstellenden und gestalterischen Handeln, bzw. künstlerischem und kreativem Lernen. Lernbereiche sind Kunst, Theater, Musik und das Handwerk mit allen Facetten.
*Der Werkstättenbereich ist der dritte Bereich, den wir an unserer Schule aufbauen – nach der Erstellung der Lernbürokonzeption und der Projektkonzeption stecken wir hier noch mitten im Prozess. Die unten angeführten Thesen sind daher als Zielsetzung zu verstehen.
Unsere „Werkstattarbeit“ basiert auf der Annahme, dass Kinder von Natur aus neugierig und lernwillig sind. Für die Lehrerinnen und Lehrer besteht die Herausforderung, diese grundsätzlich angelegten Potenziale durch eine motivierende, Sinn stiftende Lernumgebung und entsprechende Handlungsaufträge zur Entfaltung zu bringen. In der Werkstattarbeit erfahren die Lernenden Motivation durch ein – in „handwerklicher Meisterschaft entstandenes“ – Produkt, welches sie in ähnlicher Qualität ebenfalls anfertigen können wollen. Diese Produkte meinen Werkstücke ebenso wie eine Theateraufführung u.ä..
Unter professioneller Anleitung auch durch außerschulische Experten werden Kinder und Jugendliche, dem eigenen Interesse folgend und dem eigenen Lerntempo gemäß, alles nötige beisteuern können, ihre persönliche Meisterschaft nach und nach zu verbessern. Hierzu darf Werkstattunterricht keine starre Unterrichtsform sein. Vielmehr muss der Anspruch individuell auf die Vorkenntnisse und -fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler abgestimmt werden. Grundsätzlich variiert er in den vier Hauptaspekten: Zeitdauer, Inhalt, Form und Selbstständigkeitsgrad.
Bei der Planung und Durchführung sind vom Lehrenden hinsichtlich der Themenwahl (Rahmenplan, Lernprozess, Fächerkombination) und der didaktischen Funktion (Lernziel, Heterogenität einer Gruppe, Methodik) genaue Vorüberlegungen anzustellen, soll der Lernerfolg gewährleistet werden. Dieser orientiert sich natürlich ebenfalls an den im Lehrplan formulierten Lernzielen. Genügend Material, welches eventuell zuvor gesammelt wurde, und die Klärung der organisatorischen Voraussetzungen führen schließlich zu einem erfolgreichen Lernen. Hier grenzt sich Werkstattunterricht deutlich vom prinzipiell ergebnisoffenen Projektunterricht ab.